Elemente der Bildgestaltung in der Stereoskopie


Da wir es im Gegensatz zur Flachbildfotografie mit der Gestaltung im Raum zu tun haben, können wir deren Gesetzmäßigkeiten nicht bedingungslos auf die Stereofotografie übertragen.
Ein großer Teil dieser Gestaltungsmittel kann jedoch durchaus auf die Stereofotografie übertragen werden. Somit lohnt sich der Blick zur Flachbildfotografie auf jeden Fall.
Die hier dargestellten Möglichkeiten der Bildkomposition erheben keinen Anspruch auf Vollzähligkeit und es sollte auch nur als Anregung verstanden werden.

Der goldene Schnitt

Die Regel des goldenen Schnittes ist schon seit tausenden von Jahren bekannt und besagt, dass der kleinere Teil sich zum größeren Teil verhält, wie der größere Teil zum Ganzen.
Das heißt, wenn ich einen Baum ins Bild setze, sollte ich diesen so platzieren, dass die kürzere Strecke zwischen Baum und Bildrand zur längeren Strecke zwischen Baum und Bildrand im gleichen Verhältnis steht, wie die längere Strecke zur gesamten Bildbreite. In etwa kann man diese Regeln einhalten, wenn man das Bild gedanklich horizontal und vertikal in drei Teile teilt und bildwichtige Gegenstände auf einer dieser Linien platziert oder punktförmige Bildteile auf einen der Schnittpunkte legt.
Auch in der Stereofotografie sollte man versuchen, wenn es möglich ist, das Bild nach dieser Regel zu gestalten. Es wird ein ausgewogener und ruhigen Bildeindruck erzielt. So sollte man z.B. die Horizontlinie nicht in die Bildmitte legen, sondern im oberen oder unteren Drittel platzieren.

Diagonale Linienführung

Linien, die diagonal durch das Bild führen, lassen uns geistig in das Bild hinein wandern. Sie verbinden den Vordergrund mit dem Mittel- und Hintergrund. Diese Diagonale sollte aber nicht durch das gesamte Bild verlaufen, sondern an einer Ecke beginnen, in das Bild führen und an einem Punkt des goldenen Schnittes enden.
Unsere Wahrnehmung empfindet es als angenehmer, wenn die Diagonale in der linken unteren Ecke beginnt und nach rechts oben verläuft.
Diese diagonale Linienführung hat in der Stereofotografie eine besondere Bedeutung, da sie den räumlich sehr stark wirkenden Vordergrund, mit dem nur wenig räumlich zu erfassendem Mittelgrund, mit dem nur noch durch die monokularen Tiefenwahrnehmung räumlich zu unterscheidenden Hintergrund verbindet. Der Blick wird somit regelrecht vom Vordergrund in den Raum hineingezogen.

Zentralperspektive

Bei der Zentralperspektive gilt das Gleiche wie bei der diagonalen Linienführung, nur beginnt die Linie nicht unbedingt in einer Ecke, sondern mehrere Linien führen von vorn in die Raumtiefe. Der Fluchtpunkt sollte aber ebenfalls nach der Regel des goldenen Schnittes angeordnet sein.
Die Zentralperspektive ist wie die diagonale Linienführung eines der wichtigsten Gestaltungsmittel des Raumbildners. Ein Weg, eine Baumreihe, ein Zaun oder dgl. führt uns in die Tiefe des Raumes. Es verbindet Vorder-, Mittel- und Hintergrund.

Vorder-, Mittel- und Hintergrund

Landschaftsfotos werden wie in der Malerei oder Flachbildfotografie auch beim Raumbild in Vorder-, Mittel- und Hintergrund unterteilt.
Da die Tiefenunterscheidung um so besser ist, je dichter die Dinge vor uns liegen, kommt dem Vordergrund in der Stereofotografie eine ganz besondere Bedeutung zu. Ohne Vordergrund ist ein Raumbild kein Raumbild - es wird zum Flachbild. Der Vordergrund gibt uns den Bezug zur Tiefe des Raumes. Ein paar Äste, die ins Bild ragen, ein Blick durch einen Torbogen lässt uns den Raum dahinter erst richtig wahrnehmen. Die bildwichtigen Dinge müssen sich nicht im Vordergrund befinden. Aber durch den Vordergrund bekommen wir den räumlichen Bezug zum bildwichtigen Teil.
Der Mittelgrund ist die Verbindung von Vorder- und Hintergrund. Es ist der Bildteil, wo wir unser Hauptmotiv platzieren können. Wenn auch die binokularen Tiefenunterscheidungen nicht mehr so stark sind, sollte er nur in Ausnahmefällen weggelassen werden, z.B. beim Durchblick auf eine ferne Felsformation.
Dem Hintergrund kommt in etwa die gleiche Bedeutung wie beim Flachbild zu, da er ohnehin nicht mehr räumlich wahrgenommen werden kann. Er vervollständigt das Bild.


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