Von Mitte der 1960er Jahre bis zur Deutschen Wiedervereinigung


Waren die Mitgliederzahlen bis 1960 auf über 200 angestiegen, so sind Mitte der 1960er Jahre, durch die ständigen Beitragserhöhungen aufgrund der Preiserhöhungen für den Bezug der "Fotopost" und durch den Rückgang des Interesses seitens der Industrie an der Stereoskopie, die Mitgliederzahlen wieder stark zurückgegangen.
Somit ist die Situation für die DGS in dieser Zeit recht schwierig geworden.

Um insbesondere den Kontakt zu den auswärtigen Mitgliedern zu erhalten, war man bestrebt, ein neues Vereinsorgan herauszugeben. Dies war vorerst nur durch das Verschicken von "Rundschreiben an alle Mitglieder" möglich. Diese Rundschreiben hatten einen Umfang von 2 bis 12 DIN A4 Schreibmaschinenseiten und erschienen in unregelmäßiger Reihenfolge.

Um die Mitglieder auch mit den Leistungen ausländischer Stereoskopiker vertraut zu machen, wurde mit den USA und später auch mit Frankreich ein Stereozirkel vereinbart. Dazu konnte jeder Interessent sich mit drei Stereo-Dias im Format 41x101 beteiligen. Diese wurden zuerst in die USA geschickt und kamen von dort nach ca. 6 bis 10 Monaten zurück und gingen dann an die deutschen Teilnehmer. Jeder Teilnehmer hatte seine drei Bilder entnommen und die Sendung nach ca. 8 bis 10 Tagen mit drei neuen Bildern an den nächsten, auf einer beiliegenden Liste aufgeführten Teilnehmer geschickt.

Da von der Deutschen Gesellschaft für Stereoskopie zu dieser Zeit keine Stereo-Wettbewerbe organisiert wurden, waren die DGS-Mitglieder aufgerufen, sich an den in den USA von der PSA Sektion Stereoskopie organisierten Wettbewerben zu beteiligen.

Am 20. April 1968 wurde das 40-jährige Bestehen der DGS mit einer festlichen Veranstaltung in der Fachschule für Optik und Fototechnik in Berlin begangen. Neben den Berliner Mitgliedern waren auch zahlreiche auswärtige Mitglieder angereist. Nach der Begrüßungsansprache des 1. Vorsitzenden Dr.-Ing. Hans-Hermann Atorf, hielt Walter Selle aus Oberaudorf einen Festvortrag mit dem Titel "Wo steht die Stereoskopie?". Viel Beachtung und Interesse fand auch der nachfolgende Vortrag von K.-H. Hatlé aus Köln zum Thema "Die Stereoskopie in der Werbung". Nach dem Schlusswort des 1. Vorsitzenden vereinten sich die Teilnehmer zu einem gemeinsamen Mittagessen in einem Restaurant am Kurfürstendamm. Im Anschluss daran fuhren diese mit der U-Bahn nach Berlin-Tegel, wo in den "See-Terrassen" eine gemeinsame Kaffeetafel stattfand. Ein lebhafter Gedankenaustausch unter den Stereofreunden beendete diese 40-Jahrfeier der Gesellschaft.

Unter Leitung von Walter Selle wurde die Normenarbeit zur Überarbeitung der DIN 4531 Blatt 1 und DIN 4531 Blatt 2 wieder aufgenommen und beide Normen vorerst als Normen-Entwürfe herausgegeben. Ziel war es, aus diesen Normen internationale ISO-Normen entstehen zu lassen.

Zur Entlastung des Vorstandes hat Frau Ruth Mau die Betreuung der recht rege in Anspruch genommenen Stereo-Zirkel übernommen. Durch die große Beliebtheit dieser Stereo-Zirkel hat sich deren Umlaufzeit auf fast zwei Jahre verlängert.

Walter Selle verfasste einen Schriftennachweis zur Bibliographie der Stereoskopie mit dem Titel "3-D im Bücherspiegel". Diese Bibliographie wurde an alle DGS-Mitglieder kostenlos ausgegeben. 1973 wurde ein Nachtrag ebenfalls kostenlos an alle Mitglieder verschickt. Dies war möglich, da Herr Selle die Veröffentlichungsrechte der DGS kostenlos zur Verfügung stellte. Dafür wurde er mit dem Ehrenabzeichen der Gesellschaft in Gold geehrt.

Auf der Hauptversammlung am 10. Mai 1972 wurde ein einheitlicher Beitrag für alle ordentlichen Mitglieder festgelegt. Die Satzung wurde in der Weise geändert, dass der Vorstand nur noch aus drei Mitgliedern besteht und zur Unterstützung des Vorstandes Amtsträger berufen werden konnten.

Seit September 1972 ist die DGS korporatives Mitglied in der "Stereo-Division" der "Photographic Society of Amerika" (PSA) geworden. Man erhoffte sich dadurch eine bessere Zusammenarbeit mit dieser Gesellschaft, was sich insbesondere positiv auf die Wettbewerbsbeteiligungen auswirken sollte.

Um das Niveau der Vereinspublikation zu verbessern, wurden ab 1972 Rundbriefe der Deutschen Gesellschaft für Stereoskopie herausgegeben. Diese sollten jährlich zweimal erscheinen. Die redaktionelle Bearbeitung lag in den Händen des Schriftführers Walter Fritz.

Die Qualität der Faksimile-Wiedergabe dieser Rundbriefe ließ jedoch sehr zu wünschen übrig. Tatsächlich wurden von diesen Rundbriefen nur die Jahrgänge 1972 mit zwei und 1973 mit nur einem Rundbrief, der die Benennung I/II 73 und einen Umfang von 46 Seiten hatte, herausgegeben.

Um eine weitere Verbesserung der Qualität des Vereinsorgans zu erreichen, wurde, vor allem durch die Initiative von Fritz G. Waack, ab 1974 ein "stereo-journal" herauszugeben. Dieses "stereo-journal" sollte viermal im Jahr erscheinen. Die ersten 11 Hefte waren im DIN A4-Format gedruckt und hatten keinen Umschlag. Ab Heft 12 wurde das "stereo-journal" im DIN A5-Format mit rotem Umschlag herausgegeben. Ab Heft 34 hatten diese einen grauen Umschlag mit einem Titelbild. Die redaktionelle Bearbeitung dieser Hefte lag zuerst in den Händen von G. G. Paul und später von K.-H. Hatlé. Insgesamt sind 61 Hefte, einschließlich eines Doppelheftes, erschienen.

Parallel zu den Photokina-Veranstaltungen wurden von K.-H. Hatlé stets die schon traditionellen Stereoskopiker-Treffen in Köln organisiert.

Auf der am 12. März 1975 fälligen Hauptversammlung der DGS hat der Vorsitzende Dr.-Ing. Hans-Hermann Atorf erklärt, dass er aus Altersgründen nicht mehr für den neuen Vorstand zur Verfügung steht. Als neuer Vorsitzender wurde Peter Hein gewählt. Herr Hein war Dozent an der Lette-Schule und unterrichtete in Fotografie und Farbenlehre. Dr.-Ing. Hans-Hermann Atorf und Walter Selle wurden zur Unterstützung des Vorstandes als technische Berater benannt. Sie gehörten zwar dem Vorstand nicht an, hatten aber Stimmrecht.

Vom 8. bis 13. Mai 1975 wurde von der niederländischen Vereinigung für Stereoskopie ein Internationaler Stereoskopiker Kongress organisiert. Ziel dieses Kongresses war die Gründung der ISU, der International Stereoscopic Union. Die DGS wurde Gründungsmitglied dieser Organisation und beteiligte sich aktiv an den regelmäßig veranstalteten ISU-Kongressen.

Ab Mitte der 1970er Jahre setze ein kontinuierlicher Mitgliederzuwachs ein und erreichte bis etwa Mitte der 1980er Jahre einen Mitgliederstand von 700 DGS-Mitgliedern.

Karl-Heinz Hatlé wurde als "Sonder-Vorstandsmitglied" mit der Vorbereitung der 50-Jahrfeier der DGS beauftragt, welche während der Photokina 1978 in Köln stattfinden sollte.

Am 6. März 1978 fand satzungsgemäß eine Hauptversammlung in Berlin statt. Bereits im Vorfeld hatte Peter Hein erklärt, dass er aus beruflichen und familiären Gründen nicht wieder für den Vorstand kandidieren wird. Karl-Heinz Hatlé aus Köln, welcher bereits die Stereogruppe Rheinland aufgebaut hat und erfolgreich führte, sowie sich bei der Organisation der Treffen von Raumbildfreunden anlässlich der Photokina mehrfach bewährt hat, wurde zum neuen Vorsitzenden der DGS gewählt. Damit war zum ersten Male der Vorsitz der Gesellschaft nicht von einem Berliner Mitglied ausgeführt worden. Das Sekretariat blieb jedoch weiterhin in Berlin und wurde gemeinsam mit der Redaktion des "stereo-journal" von Fritz G. Waack besetzt.

Ab 1. Juli 1978 hat die DGS ihre Mitgliedschaft im Verband Deutscher Amateurfotografen-Vereine VDAV erneuert. Damit war die DGS auch automatisch Mitglied der FIAP, der internationalen Organisation für Fotografie (Fédération Internationale de l’Art Photographique).

Um das 50-jährige Bestehen der Gesellschaft würdig zu begehen, sind vom 14. bis 17. September 1978 in Köln 3-D-Info-Tage durchgeführt worden. Dazu waren alle Interessenten herzlich eingeladen. Dieser Zeitpunkt wurde bewusst mit der Photokina zusammengelegt, um einen besonderen Anreiz zu schaffen. Für DGS-Mitglieder wurden in einer Jugendherberge Zimmer angemietet. Auch stand dort ein 3D-Studio zur Verfügung. Es wurden 3D-Vorführungen veranstaltet, die Photokina besucht und in gemeinsamen geselligen Runden über alle Probleme der Stereoskopie diskutiert. Auf der Photokina präsentierte die DGS einen Stand mit einer Retrospektive unter dem Motto "125 Jahre Stereofotografie". Auf dieser hatte Paul Volkmann seine sehr umfangreiche und fotogeschichtlich wertvolle Stereokamera-Sammlung ausgestellt. Mit einem Abschiedsessen und gemütlichem Beisammensein wurden diese Tage abgeschlossen.

Für seine Verdienste bei der Vorbereitung und Durchführung der Jubiläumswoche wurde dem Vorsitzenden K.-H. Hatlé das silberne Ehrenabzeichen der DGS verliehen.

Seit 1980 veranstaltete die DGS wieder Wettbewerbe. Nach den Regeln der PSA wurden annähernd alle 2 Jahre, zuerst unter Leitung von Franz Lieser, später von Max Weiser und danach von seinem Sohn, Prof. Dr. Werner Weiser, Leistungswettbewerbe ausgeschrieben.

Auf der Hauptversammlung vom 21.11.1981 wurde Fritz G. Waack zum Vorsitzenden der DGS gewählt. Nun war der Vorsitz, das Sekretariat, das "stereo-journal" und, nachdem im Laufe der Wahlperiode der Kassenwart sein Amt niedergelegt hatte, auch dieses und somit fast die gesamte Vorstandsarbeit in der Hand von Fritz G. Waack. Dass ihm dies zu viel wurde, ist verständlich, zumal er auch schon ein gewisses Alter erreicht hatte. Aufrufe zur Mitarbeit blieben ungehört. So kam es auch, dass er erklärt hat, alle Ämter auf der nächsten Hauptversammlung niederzulegen und auch den Vorsitz nur für eine Wahlperiode auszuüben. Sollte kein neuer Vorstand gefunden werden, würde dies zur Auflösung des Vereins führen.

Die nächste Hauptversammlung fand am 05. Mai 1984 statt. Es musste jetzt also ein völlig neuer Vorstand gewählt werden. Der Vorsitz der Gesellschaft ging wieder an Karl-Heinz Hatlé zurück. Das Sekretariat und das "stereo-journal" wurden von G. G. Paul in Düsseldorf geführt. Dies war das erste Mal in der Geschichte der DGS, dass sich das Sekretariat nicht mehr in Berlin befand. Herr G. G. Paul hatte mehrere Vorstellungen zu recht umfassender Umgestaltung und "Erneuerung" der DGS vorgesehen. Dies führte zwangsläufig zu einigen Turbulenzen in der Gesellschaft.
Mit einer Satzungsänderung sollten einige Regelungen und Formulierungen erneuert werden. Aus diesem Grund wurden in dieser Zeit auch mehrere außerordentliche Hauptversammlungen durchgeführt. Positiv war, dass die Regionalgruppen eine größere Bedeutung erlangten und auch finanziell vom Hauptvorstand stärker unterstützt wurden, was, auch aufgrund der gewachsenen Mitgliederzahlen, zur Gründung mehrerer Regionalgruppen führte. So zählte man 1986 Regionalgruppen in Berlin, Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Köln, Frankfurt, Stuttgart und München.

Angeregt durch erfolgreiche 3D-Veranstaltungen in Stuttgart, welche dort von Friedrich Witte organisiert wurden, hat Heinz Otto seit 1983 Treffen für alle DGS-Mitglieder in Neu-Isenburg ins Leben gerufen. Diese Treffen, welche später Stereoskopiker-Kongresse genannt wurden und heute noch jährlich als Raumbildtage veranstaltet werden, erfreuten sich einer immer größeren Beliebtheit. Für seinen unermüdlichen Einsatz wurde Heinz Otto nicht nur als Ehrenmitglied gewürdigt, sondern auch mit dem inoffiziellen Titel "Otto-Motor der Stereoskopie" ausgezeichnet.

Wegen Differenzen bei der Sekretariatsführung wurde Herr Paul bereits vor der Hauptversammlung am 31.01.1987 in Neu-Isenburg von der Sekretariatsführung beurlaubt und von dieser Hauptversammlung aus der DGS ausgeschlossen. Das Sekretariat und das "stereo-journal" wurden nun vom Vorsitzenden K.-H. Hatlé allein weitergeführt.

Im Jahre 1989 wurde vom 01. bis 04. Juni erstmals ein ISU-Kongress von der DGS in Neu-Isenburg veranstaltet. Besonders hat sich Heinz Otto für eine erfolgreiche Durchführung dieses Kongresses eingesetzt. Auf Drängen der Berliner Mitglieder und auf Wunsch einiger Gäste fand ein Teil der Veranstaltungen in Berlin statt. Da fast die ganze Arbeit auf Heinz Otto lastete, die Veranstaltungen auf zwei Orte verteilt waren, und die Beteiligung der DGS-Mitglieder sehr zu wünschen übrig ließ, war der Erfolg des Kongresses nicht sonderlich positiv gewertet worden. Auch sollte eine Ausstellung zur Stereoskopie vom Museum für Verkehr und Technik in Berlin ein Veranstaltungshöhepunkt werden. Leider wurde aber der Eröffnungstermin dieser Ausstellung um ein halbes Jahr verschoben.






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