Das stereoskopische Scheinfenster


Da das stereoskopische Scheinfenster Bestandteil des Raumbildes ist und die Raumwirkung entscheidend von diesem mitbestimmt wird, hat es für die Bildgestaltung eine besondere Bedeutung.

Was ist das stereoskopische Scheinfenster?


Wenn wir durch ein Fenster schauen, sehen wir am linken Rand mit dem rechten Auge etwas mehr als mit dem linken Auge. Am rechten Rand ist es genau umgekehrt. Genau diese Bedingungen wollen wir auf die Betrachtung unserer Raumbilder übertragen. Daher rahmen wir unsere Stereodias so, dass auf dem rechten Halbbild an der linken Seite und auf dem linken Halbbild auf der rechten Seite etwas mehr zu sehen ist. Dabei ist aber darauf zu achten, dass die fernsten Punkte nicht weiter auseinander liegen als 1,2 mm plus Halbbildabstand.
FPA = HBA + 1,2 mm

Halbbildmontage
  Halbbildmontage
Da dies aber nur beim Stereorahmen nachgemessen werden kann, gilt anders ausgedrückt und auch für 2 x 5 x 5 Rahmung, dass im rechten Halbbild ein gegebener Fernpunkt maximal 1,2 mm dichter am rechten Bildrand liegen darf, als auf dem linken Halbbild. Der Bezug auf den linken Bildrand ist genau umgekehrt.
Der angegebene Wert von 1,2 mm erklärt sich aus der max. Deviation, welche in meinem "Handbuch der Stereoskopie für Fortgeschrittene" im Abschnitt " 2. Die Theorie der Stereofotografie " genauer beschrieben ist.
Für Punkte, die genau im stereoskopischen Scheinfenster liegen sollen, gilt:
NPA = HPA

Legt man auf eine exakte Wiedergabe des Raumes Wert, so soll die maximale Deviation unendlich entfernter Bildgegenstände in Bezug zum stereoskopischen Scheinfenster immer 1,2 mm betragen, auch wenn die Tiefe des abgebildeten Raumes eine geringere
Projektionsbild
  Projektionsbild
Deviation aufweist. In diesem Fall wäre im Raumbild zwischen dem stereoskopischen Scheinfenster und dem nähästen Bildgegenständen ein leerer Raum.
Für die künstlerische Fotografie ist es meiner Meinung nach aber besser, wenn der näherte Gegenstand im Bild, der durch den Bildrand angeschnitten wird, knapp hinter dem stereoskopischen Scheinfenster zu liegen kommt.
Diese Art der Rahmung nennt man Nahpunktrahmung. Die stereoskopische Wirkung wird dabei maximal ausgenutzt. Es ist aber unbedingt darauf zu achten, dass auf dem Dia die Differenz der fernsten Punkte zum Bildrand auf den beiden Halbbildern nicht größer als 1,2 mm ist.
Der Abstand der nähästen Punkte im Bild, welche nicht durch den Bildrand angeschnitten werden, darf in Bezug zum stereoskopischen Scheinfenster eine gegenläufige Position zu den Fernpunkten einnehmen. Diese Gegenstände liegen dann im Raumbild vor dem stereoskopischen Scheinfenster. Wichtig ist aber, wie bereits gesagt, dass Gegenstände, die vor dem stereoskopischen Scheinfenster liegen, nicht durch den Bildrand angeschnitten werden. Die gesamte Deviation im Bild zwischen fernsten und nähästen Punkt sollte nicht größer als 1,5 mm sein, da es sonst zu Bildzerfall und Augenschmerzen kommen kann.
Bei der Projektion sollten die Strahlengänge des Stereoprojektors so ausgerichtet werden, dass das stereoskopische Scheinfenster auf der Bildwand liegt. Dies ist aber nur bis zu einem bestimmten Abbildungsmaßstab möglich, da mit zunehmender Vergrößerung die Abstände der Fernpunkte auf der Bildwand immer weiter auseinander rücken. Ihr Abstand darf aber maximal 6,5 cm betragen.
Siehe hierzu auch den Abschnitt "4.5.1. Die geometrischen Zusammenhänge bei der Stereoprojektion und die sich daraus ergebende max. Deviation" in meinem "Handbuch der Stereoskopie für Fortgeschrittene", wo auf diese Zusammenhänge näher eingegangen wird.
Die rechte Abbildung zeigt die beiden Halbbilder, wie sie bei richtiger Montage des stereoskopischen Scheinfensters auf der Bildwand erscheinen sollen.
Punkte, die genau im stereoskopischen Scheinfenster liegen, kommen auf der Bildwand zur Deckung. Der Abstand der Punkte, welche im Unendlichen liegen, ergibt sich aus dem Produkt von Deviation " D " und Vergrößerungsfaktor " ß ". Dieser Abstand darf nicht, wie bereits gesagt, größer als 65 mm sein.


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