1. Grundlegende Informationen



Im Unterschied zur zweidimensionalen Fotografie erzeugen wir bei der Stereofotografie ein dreidimensionales Bild. Dies entspricht unserem normalen Sehvorgang - vorausgesetzt, wir verfügen über zwei gesunde Augen.
Um diesen räumlichen Sehvorgang mit zwei Augen nachvollziehen zu können, müssen wir auch zwei Aufnahmen, einmal aus der Perspektive des linken und einmal aus der des rechten Auges machen. Diese beiden Aufnahmen müssen dann wieder getrennt dem rechten und dem linken Auge zugeführt werden.
Damit die Betrachtung dieser Stereobilder störungsfrei erfolgen kann, sind einige Bedingungen zu beachtet.

Der am nächsten gelegene Gegenstand im Raumbild muss mindestens 2,5 bis 3 m entfernt sein, wenn im Hintergrund Dinge abgebildet werden, die unendlich weit entfernt sind. Ist der Hintergrund begrenzt, kann man dichter an das Vordergrundobjekt herangehen. Zu jeder Nahpunkt-Entfernung gibt es eine stereoskopische Tiefenzone. Diese Zusammenhänge werden aber hier nicht behandelt und ich verweise auf mein Handbuch der Stereoskopie für Fortgeschrittene. Der Einsteiger ist gut beraten, wenn er stets eine Nahpunkt-Entfernung von 2,5 bis 3 m einhält.
Je weiter ein Motiv von unserer Kamera entfernt ist, je geringer ist dessen räumliche Wirkung. Bei einer größeren Entfernung als etwa 50 m können wir keine räumliche Wirkung mehr wahrnehmen. Die Wahrnehmung in der Tiefe erfolgt dann auf Grund anderer Wahrnehmungsvorgänge, wie z.B. Dunst in der Luft, Überdeckung von Gegenständen usw. Daher sollten wir darauf achten, dass sich immer Dinge im Bild befinden, welche dicht vor uns liegen, aber nicht näher als 2,5 bis 3 m, wie bereits oben erwähnt. Der für die räumliche Wirkung bildwichtige Teil befindet sich in einer Entfernung von etwa 2,5 bis 15 m.
Bei Betrachtung eines Raumbildes schweift unser Blick, wie beim natürlichen Sehen, im Raum umher. Alles, was wir beim natürlichen Sehen anblicken, erscheint uns scharf. So muss es auch im Raumbild sein. Damit dies möglich ist, müssen alle Dinge im Raumbild scharf abgebildet werden. Die Tiefenschärfe des Raumbildes muss sich über den gesamten Bildraum erstrecken.
Das linke und das rechte Halbbild muss die gleiche Dichte und Schärfe haben, das heißt: Für beide Aufnahmen, für das linke und für das rechte Halbbild, muss an der Kamera die gleiche Blende, Belichtungszeit und Entfernung eingestellt sein.

Den Abstand der Objektivachsen zur Aufnahme des linken und des rechten Halbbildes nennt man stereoskopische Basis. Unsere Augenachsen haben einen Abstand von durchschnittlich 6,5 cm. Daher sollte die stereoskopische Basis für eine Stereoaufnahme auch etwa 6,5 cm betragen.
Dieser Abstand kann aber auch viel kleiner oder viel größer gewählt werden. Diese Aufnahmen wirken dann aber nicht mehr natürlich.
Ist die stereoskopische Basis größer als 6,5 cm können wir in größerer Entfernung noch räumlich unterscheiden und alle Gegenstände wirken verkleinert. Bei einer kleineren Basis als 6,5 cm ist es genau umgekehrt. Der Abstand zum nächsten Objekt im Raumbild muss bei diesen Aufnahmen auch entsprechend angeglichen werden. Dieser Nahpunkt-Abstand soll etwa das 50fache der stereoskopischen Basis betragen. Beginnt man mit der Stereofotografie empfehle ich jedoch zuerst nur Aufnahmen mit einer stereoskopischen Normalbasis von 6,5 cm zu machen. Beherrscht man diese Technik, sind Stereoaufnahmen mit vergrößerter oder verkleinerter Basis ein sehr interessantes Betätigungsfeld.

Alle Gegenstände müssen in Bezug auf die obere bzw. untere Bildbegrenzung die gleiche Höhenlage auf den beiden Teilbildern eines Stereobildes einnehmen. Ein Höhenunterschied von gleichen Gegenständen auf dem linken und dem rechten Halbbild stört den Sehgenuss eines Raumbildes erheblich. Ebenfalls dürfen die beiden Halbbilder nicht zueinander verkantet sein. Dazu mehr Informationen im Abschnitt 3 "Rahmung und Bildjustage".


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